
Damit Dein Baby sich positiv entwickeln kann, musst du einige Bedürfnisse im Blick behalten:
Physiologischen Bedürfnissen: Luft zum Atmen, Hunger, Durst, Schlaf, Ruhe und Wärme.
Exploration: Erforschung der Umwelt oder auch Reflexion über Gefühle und Erfahrungen.
Sinnlichen Ebene: Fühlen, Hören, Sehen, Riechen und Schmecken.
Selbstwirksamkeit: Vorhaben eigenständig angehen und auch erfolgreich abschließen.
Abwehr von negativen Reizen: z. B. Vermeidung von Schmerzen
Ein weiteres wichtiges Bedürfnis, durch welches die Erfüllung der physiologischen Bedürfnisse überhaupt möglich ist, ist die
emotionale Bindung.
Bindung ist ein unsichtbares, aber fühlbares emotionales Band, welches zwei Menschen über Raum und Zeit spezifisch miteinander verbindet.
Diese Bindung ist für das Überleben eines Menschen so grundlegend wie die Luft zum Atmen, Ernährung und Schlaf.
Bindung kann nicht durch Nahrung oder irgendeine Wunderkapsel an dein Kind verabreicht werden. Es braucht ein menschliches Gegenüber – also dich! – damit positive Beziehungserfahrungen stattfinden können. Dein Kind braucht emotionale Versorgung. Diese findet in unzähligen kleinen und alltäglichen Situationen statt. Die emotionale Versorgung beginnt sofort nach der Geburt (eigentlich bereits in der Schwangerschaft).
Die Sichtweise, dass ein Kind sowieso noch nichts mitbekommt und “die erste Zeit nur schläft!” (Hast Du diesen Satz auch schon gehört?) stimmt demnach nicht!
Jetzt zu der Frage, an wen sich dein Kind bindet:
Dein Baby wird sich an die Person binden, die es am zuverlässigsten versorgt und pflegt und bei der es sich am wohlsten fühlt. In der Regel ist es die Person, die die meiste Zeit mit dem Baby verbringt.
Es gibt selbstverständlich auch weitere Bezugspersonen, an die dein Baby sich binden wird. Doch bei allgemeinem Unwohlsein wie Müdigkeit, Hunger, Schmerz, Einsamkeit etc. wird es nach der Person verlangen, bei der es sich am wohlsten und sichersten fühlt.
In vielen alltäglichen Situationen zeigt dein Kind dir Bindungsverhalten.
Das Bindungsverhalten wird in der Regel durch Trennung von der Bindungsperson sowie durch das Erleben von Unwohlsein aktiviert. Bindungsverhalten zeigt dein Kind dir dadurch, dass es sich in unangenehmen Situationen an dir festklammert oder deine Nähe sucht, dir nachläuft und weint.
Sobald du dein Kind in den Arm nimmst, befriedigst du das Bindungsbedürfnis deines Kindes und das Bindungsverhalten nimmt ab. Wenn Du allerdings nicht da bist, kann dein Kind auch auf andere Bindungspersonen zurückgreifen und diese aufsuchen. Beispielsweise den anderen Elternteil, die Großeltern, Tanten und Onkel oder die Fachpersonen in der Krippe/Kita/Tageseltern.
Es gibt also eine Hierarchie von einigen wenigen(!) Bezugspersonen, die wie in einer Pyramide angeordnet sind. An der Spitze steht aber die Hauptbezugsperson!
Die Hauptbezugsperson wird als erstes aufgesucht, wenn das Bedürfnis nach Bindung durch Bindungsverhalten ausgedrückt wird.
Eine Bindungsbeziehung kommt nicht durch die genetische Verwandtschaft zustande, sondern durch feinfühlige Interaktionserfahrungen mit einer Bezugsperson.
Falls Du noch mehr zur sicheren Bindung erfahren möchtest und auch konkrete Umsetzungsmöglichkeiten für bindungsförderliche Aktivitäten im Alltag brauchst, schau dir mein Mini-Buch “Bindung im Alltag” an!